Die Malerei des Burghard Müller-Dannhausen :
abstrakt und archaisch
Burghard Müller-Dannhausen
Auswahl an Gemälden
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Farbe ist Emotion – Farbe ist Erinnerung.
In jeder kunsthistorischen Epoche verwendeten Künstler Farben, in Variation der Intensität und der Kombination miteinander, auch zur Darstellung/Abbildung von Emotionen.
Wilhelm Turner und David Caspar Friedrich sind im höchsten Maß exemplarisch für diesen Ansatz. Beide Künstler der Romantik erreichten in ihrer darstellenden Malweise, dass der Betrachter nicht nur ein Segelboot im Rheinhafen bei Köln (Wilhelm Turner 1826) oder eine Kirchenruine in winterlicher Landschaft (Caspar David Friedrich 1809) sieht. Darüber hinaus schafften sie es in der jeweiligen Farbkombination eine bestimmte, beabsichtige Stimmung in die Bildmotive zu legen. Der Betrachter kann durch warme Rot- und Gelbtöne sofort erahnen, dass die Hafenszene sich am Abend abspielt (er spürt förmlich die wärmenden Strahlen der Abendsonne), bzw. durch die Einschränkung der Farbpalette auf kalte Braun-, Grün- und Grautöne im Bildmotiv der Kirchenruine, dass eine besondere Art von Melancholie und Abgeschiedenheit dort herrscht.
Schaut man nun auf die Werke von Burghard Müller-Dannhausen, stehen diese zunächst genau konträr zu den eben kurz beschriebenen Werken des frühen 19. Jahrhunderts. In den Bildern von Burghard Müller-Dannhausen herrschen streng geometrische Strukturen. Die verwendeten Farben haben immer ihren klar definierten Raum im Bild und gehen auf keinen Fall eine Mischverbindung miteinander ein. Sie sind in einer im Wortsinne merkwürdigen Spannung vertikal, horizontal oder auch diagonal auf dem Untergrund angeordnet. Pro Tafelbild gibt es höchstens vier Farben plus weiß. Ausgehend von der Reduktion auf geometrische Formen, hier des Rechteckes und der minimierten Farbauswahl in den Bildern, sowie dem nichtdarstellenden Charakter der Bildmotive (weder eine Landschaft noch Ähnliches sind zu erkennen), können die Werke von Burghard Müller-Dannhausen der konkreten (nichtdarstellenden) zeitgenössischen Kunst zugeordnet werden.
Im Oeuvre von Burghard Müller-Dannhausen steckt jedoch mehr als die reine Reduktion von Form und Farbe. Jede Arbeit hat einen, auf den ersten Blick, kryptisch erscheinenden Titel, der eine Entschlüsselung der Motive nicht gerade erleichtert. Die verwendete Zahlenkombinationin den Titeln gibt aber nur das genaue Entstehungsdatum des Bildes an, mehr nicht. So bleibt dem Betrachter nur das reine Bild zur Auseinandersetzung. Der vorangestellte Satz „Farbe ist Emotion – Farbe ist Erinnerung“ erleichtert die Dechiffrierung der Bilder.
Betrachtet man die Arbeiten genauer, so fällt auf, dass in den einzelnen Werken eine bestimmte Farbigkeit vorherrscht. Mal sind die Farben eher gedeckt und kühl gehalten, die einzelnen Farben in ihrer Intensität gedämpft, mal strahlen sie ihre reine Farbkraft aus. So gibt es also Werke, die in den ausgewählten Farbkombinationen einen eher melancholischen Ausdruck vermitteln. Ihnen stehen die farbenfrohen, die intensiv leuchtenden (fröhlichen) Werke gegenüber.
Zur Motivfindung kommt es bei Burghard Müller-Dannhausen, wenn ihn eine bestimmte Situation beeindruckt, geprägt bzw. berührt hat. Die dabei erlebte Emotion wird dann in verschiedenen einzelnen Arbeitsschritten zu einem Farbentwurf zusammengestellt, der nach zeitlichem Abstand dann als Bildmotiv verwendet werden kann. Bei Burghard Müller-Dannhausen ist Farbe also Emotion und Erinnerung zugleich. Die Kombination der eigens hergestellten Farben auf Pigmentbasis – er verwendet keine fertigen Farben aus dem Handel – erzeugt eine gewollte, eine genaue Farbigkeit, die jenen bestimmten Augenblick im Leben des Künstlers als Bildmotiv festhält. Was dieser bestimmte Augenblick in der Realität gewesen ist, oder wie dieser genau aussah, bleibt das Geheimnisvolle an diesen Bildern, denn sie geben es nicht preis. So können die Bilder von Burghard Müller-Dannhausen in ihrer Gesamtheit als persönliches, verschlüsseltes Tagebuch gedeutet werden, aus dem der Künstler Teile der Öffentlichkeit zeigt.
Christopher Naumann
Vita
Biografie:
1947 geboren in Hildesheim
1964 – 1967 Schriftsetzerlehre
1971 – 1972 Werkkunstschule Mannheim
1972 – 1976 Hochschule für Bildende Künste Frankfurt/Main
(Städelschule) bei Johannes Schreiter
Lebt und arbeitet in Koblenz
Einzelausstellungen in Museen und Kunstvereinen:
1992 Landesmuseum Oldenburg
1994 Kunstverein Ellwangen
1995 Städtische Galerie Zwickau (mit Stefan Wehmeier)
1995 Kunstverein Halle
1997 Kunstverein Wetzlar
1999 Städtische Galerie Würzburg (mit Nele Ströbel)
2008 Kunstverein Husum
2008 Kunstverein Stade
2011 Museum für Neue Kunst, Freiburg
2012 Kunstverein Radolfzell
Bilder in Museumsbesitz:
Museum für Neue Kunst, Freiburg
Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt
Musées de Ville, Montbéliard
Landesmuseum Oldenburg
Städtische Galerie Würzburg
Kunstkonzepte in Verbindung mit Architektur:
2009 Foyer Luther Rechtsanwaltsgesellschaft, Köln
2011 Gallery on Lex, Grand Hyatt, New York
Einzelausstellungen in Galerien (Auswahl):
1987 Galerie Westernhagen, Köln
1988 Galerie Wasserweg, Frankfurt am Main
1989 Galerie Häring, Nürnberg
1990 Galerie Manfred Rieker, Heilbronn
1990 Galerie Kubus, Duisburg
1991 Galerie symbol, Wolfgang Wangler, Köln
1991 Galerie Stolánová, Wiesbaden
1991 Galerie G, Freiburg
1991 Galerie Gabriele Begasse, Düsseldorf
1992 Galerie Häring, Nürnberg
1993 Galerie Lipski, Wesel
1993 Galerie Ingrid Haar, Mönchengladbach
1994 Galerie am Sachsenplatz, Leipzig (mit Ralf Clement)
1995 Galerie Dagmar Peveling, Olpe
1995 Galerie Manfred Rieker, Heilbronn
1996 Galerie 11, Aschaffenburg
1997 Kunstraum Ursula Mock, Bremen
1998 Galerie Marianne Meyer, Bayreuth
1998 Galerie Scherer, Miltenberg (mit Heinrich Oettinger)
1999 Galerie Monika Beck, Homburg/Saar (mit Christian Cordes)
2002 Galerie am Hauptplatz, Fürstenfeldbruck (mit Christian Rudolph)
2004 Galerie Kreuzer, Amorbach (mit Christian Rudolph)
2005 Galerie m beck, Homburg/Saar
2007 Galerie Manfred Rieker, Heilbronn
2009 Galerie m beck, Homburg/Saar (mit Jo Winter)
2010 Galerie m beck, Homburg/Saar (mit Brian Johnson)
2012 Galerie m beck, Homburg/Saar (mit Thomas Roesch)
2012 Galerie Hiestand, Landau/Pfalz
Bibliografie:
Städelschule Situationen 74/75,
Herausgeber HfbK Frankfurt - Städelschule
Redaktion: Thomas Bayerle, Michael Delto, Gerald Domenig, Ralph Neun,
Karlheinz Schmid, Andrea Schmitt - Frankfurt am Main 1975
Katalog: Burghard Müller-Dannhausen, Farbkonstrukte
Landesmuseum Oldenburg, 1992
Peter Volkwein (Herausgeber):
Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt,
Edition Braus Heidelberg, 1993
Katalog: Burghard Müller-Dannhausen, Bilder
Städtische Galerie Zwickau / Kunstverein Halle, 1995
Richard A. Etlin: In Defense of Humanism
Cambridge University Press, 1996
Katalog: Ins Licht gerückt 2
Kunstverein Aschaffenburg, 2000
Katalog: L'oblique, un regard sur la géométrie contemporaine
Musées de Montbéliard, 2009
Katalog: Künstler für Staufen (Benefiz-Auktion)
Staufenstiftung, 2011
Katalog: Burghard Müller-Dannhausen, Erinnern = Orientieren
NaumannBeck, Verlag für kluge Texte, Offen Sichtlich 2, 2012